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Joachim Karsch zum Gedächtnis

Es ist über 27 Jahre her, daß ich ein recht ausführliches Vorwort zum Werk meines Vaters geschrieben habe. Anlaß war damals auch ein Gedenken, nämlich das an seinen 80. Geburtstag. Jetzt, in dem Jahr, das mir den eigenen 80. Geburtstag bringen soll, erinnern wir uns an seinen 60. Todestag. Und dies wieder mit einer umfassenden Ausstellung, die nun insgesamt 103 Plastiken enthält. Der Katalog bildet sie alle farbig ab, was durch die moderne Drucktechnik erleichtert wird. Der repräsentative Sonderkatalog Nr. 11 der Galerie Nierendorf von 1977 zählte damals 90 Werke. Wir sind demnach in der Zwischenzeit nicht müde geworden, nach weiteren erhalten gebliebenen Plastiken zu suchen - und hatten Erfolg.

Seit 1947 habe ich mich ständig mit dem Werk von Joachim Karsch befasst, von Anfang an im Hinblick auf ein Verzeichnis aller Arbeiten, deren Erschaffung belegt ist. Von Anbeginn war auch klar, daß der größte Teil aller Werke vernichtet oder verschollen ist. Bei den Plastiken ist nur etwa ein Drittel erhalten. Das entsprechende Werkverzeichnis sollte ursprünglich zum hundersten Geburtstag des Künstlers fertiggestellt sein. Dies war jedoch nicht möglich. Seit dem Jahr 2001 habe ich nun mit grösster Intensität daran gearbeitet, so daß es nun durch die große Mithilfe meiner Frau, meines Sohnes und unserer Mitarbeiter druckfertig beim VDG-Verlag eingereicht ist.

Florian Karsch: "Joachim Karsch. Werkverzeichnis der Plastiken." 464 Seiten, Abb., gebunden, VDG-Verlag, Weimar, 2005. Preis: Euro 70,--

Die Arbeit am Verzeichnis der ca. 200 Druckgraphiken ist schon weit fortgeschritten, so daß dieser Band vielleicht schon zum Jahresende 2005 erscheinen kann. Der 3. Band folgt dann umgehend. Er ist den ca. 500 bis 600 nachweisbaren Handzeichnungen gewidmet.

In dem hier vorgelegten Ausstellungskatalog sind die Titel der Plastiken mit denen im Werkverzeichnis identisch. Die Werknummern sind angegeben. Sie sind nach der Entstehungszeit in den einzelnen Jahren geordnet. Durch die Zeit- und Lebensumstände war es dem Künstler nur sehr selten möglich, seine Werke in Bronze oder Zink gießen zu lassen. So sind fast alle Bronzegüsse von mir ab 1948 bis heute in Auftrag gegeben worden. Das Werkverzeichnis gibt die bis jetzt gegossene Anzahl mit ihrem Verbleib an. Alle Güsse sind fortlaufend mit römischen Zahlen numeriert. Von kleinen Plastiken werden maximal 20, von größeren höchstens 12 Exemplare gegossen. Bei den etwa lebensgroßen Figuren sind bisher lediglich ein oder zwei Bronzegüsse existent.

Obwohl von insgesamt 334 nachgewiesenen Plastiken nur etwa ein Drittel erhalten blieb, von einem Drittel nicht einmal Fotos bekannt sind, ist doch das Gesamtwerk in seiner Bedeutung aus dem Bestand repräsentativ erkennbar. Lediglich das Spätwerk der letzten drei Schaffensjahre 1942 - 1944 mit insgesamt 42 Werken ist mit nur 4 Werken nicht gültig repräsentiert - da gerade die wichtigsten Arbeiten aus dieser Zeit vernichtet sind. Von 1943 ist nur der 1941 begonnene Jünglingskopf erhalten, von den 17 Plastiken, die 1944 geschaffen wurden, ist nicht eine einzige gerettet.

Ich hoffe, daß diese Ausstellung einen guten Überblick vermittelt und der vorliegende Katalog das Werkverzeichnis angemessen ergänzt.

Die hohe Qualität der Plastiken macht deutlich, daß Joachim Karsch durchaus den gleichen Rang verdient, der seinen Zeitgenossen Gerhard Marcks und Herrmann Blumenthal zusteht.

Möge unsere Ausstellung dazu beitragen, den Kreis derjenigen zu erweitern, die sein Werk schätzen und für bedeutend halten.

Berlin, im März 2005

Florian Karsch

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